30. Juni 2009

Wie war das erste Mal?

Diese Frage wird einem oft gestellt. Und das nicht von 13-jährigen Teenies, die damit offensichtlich etwas anderes meinen, sondern von Leuten, denen man vom Fallschirmspringen erzählt. So hat das auch Edith, eine Leserin meines Blogs, getan. Deshalb schreibe ich darüber gerne einen Eintrag. (Nebenbei bemerkt: noch jemand der meinen Blog verfolgt. *freu*)

Leider ist es unheimlich schwer zu beschreiben, wie man sich fühlt, weil einfach unheimlich viel auf einmal passiert. Ich habe mich auch schon mit anderen Springern unterhalten und alle sind sich einig. Man kann es mit nix anderem vergleichen und man weiß erst wie es sich anfühlt, wenn man es mal gemacht hat. Ich versuch es trotzdem mal.

Ich war von dem Moment an als ich ins Flugzeug eingestiegen bin und wir zur Startbahn gerollt sind einfach nur tierisch aufgeregt. Mit jedem Höhenmeter steigt die Herzfrequenz und tausend Fragen gingen mir durch den Kopf: Wie wird es sich anfühlen? Schaffe ich alle Übungen in der verdammt kurzen Zeit? Werde ich selber den Schirm aufbekommen? Finde ich den Landeplatz? Treffe ich den Landeplatz? Angst hatte ich ehrlich gesagt keine, war ich doch sehr gut durch die Theorie vorbereitet. Selbst vor einer Reserve hatte ich keine Angst, hatte ich die Handgriffe doch immer und immer und immer wieder durchgespielt.

Oben angekommen geht die Tür auf und der Wind pfeift in das Flugzeug hinein. Die Aufregung ist jetzt absolut auf dem Höhepunkt und nicht mehr zu toppen. Ich bekomme das Kommando "In die Tür!" Ich stelle mich in die Tür und stecke schon mal die Nase aus dem Flugzeug. Dann bin ich gesprungen und habe erstmal gar nicht kapiert wie mir geschieht. Ich wusste nicht wo oben, unten, rechts, links, vorne, hinten war. Nach ein paar Sekunden ging's dann und ich habe mit den Übungen losgelegt unter ständiger nervöser Beobachtung des Höhenmessers, um ja nicht den richtigen Zeitpunkt zum Pullen zu verpassen. Die Zeit darüber nachzudenken was gerade mit mir passiert hatte ich nicht. Mir tränten ein wenig die Augen, weil etwas Luft durch die Brille kam. Dann waren wir auf Pullhöhe und ich habe den Schirm geöffnet. Als mir offensichtlich klar war, dass ich an einem funktionierenden Schirm hing musste ich erstmal durchatmen und realisieren was gerade passiert war. Für einen Augenblick war ich nicht in der Lage irgendwas zu tun, sondern war erstmal froh, dass ich sicher am Schirm hing.

Der Schirmflug war dann viel entspannter. Ich habe den Funktionscheck gemacht und auch sofort den Landeplatz gefunden. Meine Ohren waren etwas taub, aber nach einem Druckausgleich war auch das weg und ich konnte sogar die Funkanweisungen verstehen. Der Flug zum Landeplatz und die Landung waren dann viel einfacher als ich dachte. Unten angekommen war ich super glücklich und hatte vermutlich ein Gesicht wie ein Honigkuchenpferd. So etwas wie das hatte ich bisher noch nicht erlebt!

Nach dem Sprung habe ich mir nur eine einzige Frage gestellt: Wann geht es endlich wieder los?

Ich bin mir sicher, dass allen, die Spaß an einem Tandem hatten auch diese Erfahrung Riesenspaß machen wird. Angst muss man dabei wirklich nicht haben. Man hat bis zur Schirmöffnung zwei AFF-Lehrer dabei, die einen selbst dann lebend runter bringen, wenn man sich beim Exit den Kopf stößt und dabei ohnmächtig wird. Solange man sich an die Spielregeln hält ist Fallschirmspringen nicht viel gefährlicher als Fahrrad fahren. Ich jedenfalls habe mich jede Sekunde in guten und vor allem sicheren Händen gefühlt.

Jetzt wo ich den Text gerade nochmal durchgelesen habe muss ich feststellen, dass er nur annähernd das beschreibt, was mir wirklich durch den Kopf ging, bzw. was ich wirklich erlebt habe, aber besser bekomme ich das nicht hin. Ich kann nur allen raten, die noch überlegen, ob sie das wirklich machen sollen: Hört auf zu überlegen und tut es endlich!

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