24. Juni 2009

Drehwurm

Am frühen Nachmittag letzten Sonntag stand direkt nach meinem dritten Sprung dann auch schon Level 4 an. Gerademal eine Load lag dazwischen und das Wetter wurde immer besser. Es handelte sich um eine Anschluss-Load, das bedeutet man wartet quasi neben der Start- und Landebahn auf's Flugzeug und steigt dann direkt ein. Der Level-4-Sprung ist der erste Sprung mit nur noch einem Lehrer.

Ich bin wieder mit Sven gesprungen, der mich schon auf meinem dritten Sprung begleitete. Die Aufgabe diesmal war: 1 Beobachtungskreis, dann lässt der Lehrer los und bewegt sich vor einen. Der Lehrer gibt eine Richtung vor in die man sich 90° drehen soll. Man prüft den Höhenmesser und dreht sich zurück. Das wird bis 2.500 Meter wiederholt.

Das erste Aufregende an dem Sprung war der Exit. Stand bisher zwischen Abgrund, Flugzeugschwelle und einem selbst der zweite Lehrer, war jetzt nix mehr da und man hatte nur Luft neben sich. Beim Absprung haben wir uns dann einmal überschlagen. Das habe ich allerdings kaum wahrgenommen - Sven hat es mir hinterher erzählt. Man selbst benötigt gerne mal zwei, drei Sekunden um sich im Freifall zu orientieren.

Der Beobachtungskreis war ok und dann ging's los mit den Drehungen. Sven lies los und bewegte sich vor mich. Zunächst habe ich mich 90° nach rechts gedreht, gestoppt, die Höhe abgelesen und wieder zurück gedreht. Alles bestens. Dann war eine Drehung nach links dran. Ich habe angefangen zu drehen und wollte stoppen. Doch statt anzuhalten habe ich mich nur noch schneller gedreht. Nach wenigen Umdrehungen spürte ich dann, dass Sven sich mein rechtes Bein gekrallt hatte um die unfreiwillige Drehung aufzuhalten. Er gab mir das Zeichen für mehr Hohlkreuz und da waren wir auch schon unter 2.500 Meter. Es folgten also keine weiteren Übungen. Bei 1.500 habe ich dann gepullt.

Nach der Schirmöffnung musste ich dann meine erste Mini-Störung am Schirm feststellen. Zwei meiner Fangleinen hatten sich ineinander verdreht. Ich habe zunächst versucht durch so genanntes Pumpen die Verdrehung zu beheben. Dabei zieht man die Bremsen voll durch und "pumpt" ein paar mal zwischen halber und voller Bremse. Das half nicht, also habe ich erstmal die Funktionsweise des Schirms getestet, so wie ich es gelernt hatte: 90° Kurve nach links, 180° Grad nach rechts und schließlich eine Vollbremsung. Dabei immer die Kappe im Auge behalten. Wäre ein Problem aufgetreten hätte man in der Höhe von ca. 1.100 Metern noch lange genug Zeit gehabt, den Notfallplan - sprich die Reserve - zu ziehen. War aber nicht nötig, denn es funktionierte alles.

Beim Debriefing erklärte Sven mir dann warum ich in eine unkontrollierte Drehung geraten bin. Ich hatte die stabile Freifallhaltung verloren: meine Beine waren zu kurz und mein Hohlkreuz (Arch) zu schwach ausgeprägt. Ich hätte die Drehung selbst unter Kontrolle bringen können, wenn ich ins Arch gegangen wäre und die Beine ausgestreckt hätte. Jetzt weiß ich es. So muss ich den vierten Level leider noch einmal wiederholen, aber was soll's. Es ist ja schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen! Und es gibt wohl keine Sportart bei der diese Redewendung passender wäre ;-)

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