30. Juni 2009

Wie war das erste Mal?

Diese Frage wird einem oft gestellt. Und das nicht von 13-jährigen Teenies, die damit offensichtlich etwas anderes meinen, sondern von Leuten, denen man vom Fallschirmspringen erzählt. So hat das auch Edith, eine Leserin meines Blogs, getan. Deshalb schreibe ich darüber gerne einen Eintrag. (Nebenbei bemerkt: noch jemand der meinen Blog verfolgt. *freu*)

Leider ist es unheimlich schwer zu beschreiben, wie man sich fühlt, weil einfach unheimlich viel auf einmal passiert. Ich habe mich auch schon mit anderen Springern unterhalten und alle sind sich einig. Man kann es mit nix anderem vergleichen und man weiß erst wie es sich anfühlt, wenn man es mal gemacht hat. Ich versuch es trotzdem mal.

Ich war von dem Moment an als ich ins Flugzeug eingestiegen bin und wir zur Startbahn gerollt sind einfach nur tierisch aufgeregt. Mit jedem Höhenmeter steigt die Herzfrequenz und tausend Fragen gingen mir durch den Kopf: Wie wird es sich anfühlen? Schaffe ich alle Übungen in der verdammt kurzen Zeit? Werde ich selber den Schirm aufbekommen? Finde ich den Landeplatz? Treffe ich den Landeplatz? Angst hatte ich ehrlich gesagt keine, war ich doch sehr gut durch die Theorie vorbereitet. Selbst vor einer Reserve hatte ich keine Angst, hatte ich die Handgriffe doch immer und immer und immer wieder durchgespielt.

Oben angekommen geht die Tür auf und der Wind pfeift in das Flugzeug hinein. Die Aufregung ist jetzt absolut auf dem Höhepunkt und nicht mehr zu toppen. Ich bekomme das Kommando "In die Tür!" Ich stelle mich in die Tür und stecke schon mal die Nase aus dem Flugzeug. Dann bin ich gesprungen und habe erstmal gar nicht kapiert wie mir geschieht. Ich wusste nicht wo oben, unten, rechts, links, vorne, hinten war. Nach ein paar Sekunden ging's dann und ich habe mit den Übungen losgelegt unter ständiger nervöser Beobachtung des Höhenmessers, um ja nicht den richtigen Zeitpunkt zum Pullen zu verpassen. Die Zeit darüber nachzudenken was gerade mit mir passiert hatte ich nicht. Mir tränten ein wenig die Augen, weil etwas Luft durch die Brille kam. Dann waren wir auf Pullhöhe und ich habe den Schirm geöffnet. Als mir offensichtlich klar war, dass ich an einem funktionierenden Schirm hing musste ich erstmal durchatmen und realisieren was gerade passiert war. Für einen Augenblick war ich nicht in der Lage irgendwas zu tun, sondern war erstmal froh, dass ich sicher am Schirm hing.

Der Schirmflug war dann viel entspannter. Ich habe den Funktionscheck gemacht und auch sofort den Landeplatz gefunden. Meine Ohren waren etwas taub, aber nach einem Druckausgleich war auch das weg und ich konnte sogar die Funkanweisungen verstehen. Der Flug zum Landeplatz und die Landung waren dann viel einfacher als ich dachte. Unten angekommen war ich super glücklich und hatte vermutlich ein Gesicht wie ein Honigkuchenpferd. So etwas wie das hatte ich bisher noch nicht erlebt!

Nach dem Sprung habe ich mir nur eine einzige Frage gestellt: Wann geht es endlich wieder los?

Ich bin mir sicher, dass allen, die Spaß an einem Tandem hatten auch diese Erfahrung Riesenspaß machen wird. Angst muss man dabei wirklich nicht haben. Man hat bis zur Schirmöffnung zwei AFF-Lehrer dabei, die einen selbst dann lebend runter bringen, wenn man sich beim Exit den Kopf stößt und dabei ohnmächtig wird. Solange man sich an die Spielregeln hält ist Fallschirmspringen nicht viel gefährlicher als Fahrrad fahren. Ich jedenfalls habe mich jede Sekunde in guten und vor allem sicheren Händen gefühlt.

Jetzt wo ich den Text gerade nochmal durchgelesen habe muss ich feststellen, dass er nur annähernd das beschreibt, was mir wirklich durch den Kopf ging, bzw. was ich wirklich erlebt habe, aber besser bekomme ich das nicht hin. Ich kann nur allen raten, die noch überlegen, ob sie das wirklich machen sollen: Hört auf zu überlegen und tut es endlich!

29. Juni 2009

Ich mag nicht mehr...

Am Sonntag war ich wieder in Hartenholm und habe dort den halben Tag auf meinen nächsten Sprung gewartet. Ich hatte Glück, denn der Himmel zog gegen 18:00 endlich soweit auf, dass auch Schüler springen durften, so konnte ich noch einen Sprung machen. Die Level-4-Wiederholung stand an und was soll ich sagen? Ich hab's wieder nicht hingekriegt. Das hat mich schon etwas geärgert. Ich habe mich zwar nicht wie beim ersten Mal zu viel gedreht, sondern diesmal zu wenig und ich lag wieder nicht stabil genug.

Meinem Lehrer Henrik tat es irgendwie Leid, dass er mich wieder durchfallen lassen musste. Aber er konnte ja nix dafür, schließlich war ich es ja, der den Sprung verrissen hat. Er meinte ich solle das Positive sehen. Schließlich bin ich in 4.000 Metern Höhe aus einem Flugzeug gesprungen und lebe immer noch! Außerdem muss ich ruhiger werden und soll mir mehr Zeit lassen. Das ist sehr leicht gesagt, befindet man sich da oben doch in einer Situation, die ich nicht gerade als alltagsgerecht bezeichnen würde.

Annette hatte schon Angst, dass ich die Lust an der Sache verliere und "drohte" mir damit mich persönlich zum Flugplatz zu zerren. Ich wäre auch nicht der Erste dem das passiert ist. Und wenn schon - die Lust verliere ich so schnell nicht daran. Dafür macht mir das echt zu viel Spaß, als dass ich so leicht aufgeben würde.

Das Einzige was etwas nervt ist die viele Warterei. Am Sonntag habe ich seit 14:00 auf dem Platz gewartet und durfte erst um 18:45 ins Flugzeug einsteigen. Naja, Jan, der auch in meinem Kurs war, erwischte es noch schlimmer. Der war schon um 10:00 Uhr am Platz und ist kurz vor sechs, sprich wenige Minuten bevor es losging, nach Hause gefahren. Geduld muss man bei diesem Sport haben - viel Geduld!

Also: Ich mag nicht mehr ... warten. Oder: Ich mag nicht mehr ... aufhören. Aber bestimmt nicht: Ich mag nicht mehr springen.

24. Juni 2009

Drehwurm

Am frühen Nachmittag letzten Sonntag stand direkt nach meinem dritten Sprung dann auch schon Level 4 an. Gerademal eine Load lag dazwischen und das Wetter wurde immer besser. Es handelte sich um eine Anschluss-Load, das bedeutet man wartet quasi neben der Start- und Landebahn auf's Flugzeug und steigt dann direkt ein. Der Level-4-Sprung ist der erste Sprung mit nur noch einem Lehrer.

Ich bin wieder mit Sven gesprungen, der mich schon auf meinem dritten Sprung begleitete. Die Aufgabe diesmal war: 1 Beobachtungskreis, dann lässt der Lehrer los und bewegt sich vor einen. Der Lehrer gibt eine Richtung vor in die man sich 90° drehen soll. Man prüft den Höhenmesser und dreht sich zurück. Das wird bis 2.500 Meter wiederholt.

Das erste Aufregende an dem Sprung war der Exit. Stand bisher zwischen Abgrund, Flugzeugschwelle und einem selbst der zweite Lehrer, war jetzt nix mehr da und man hatte nur Luft neben sich. Beim Absprung haben wir uns dann einmal überschlagen. Das habe ich allerdings kaum wahrgenommen - Sven hat es mir hinterher erzählt. Man selbst benötigt gerne mal zwei, drei Sekunden um sich im Freifall zu orientieren.

Der Beobachtungskreis war ok und dann ging's los mit den Drehungen. Sven lies los und bewegte sich vor mich. Zunächst habe ich mich 90° nach rechts gedreht, gestoppt, die Höhe abgelesen und wieder zurück gedreht. Alles bestens. Dann war eine Drehung nach links dran. Ich habe angefangen zu drehen und wollte stoppen. Doch statt anzuhalten habe ich mich nur noch schneller gedreht. Nach wenigen Umdrehungen spürte ich dann, dass Sven sich mein rechtes Bein gekrallt hatte um die unfreiwillige Drehung aufzuhalten. Er gab mir das Zeichen für mehr Hohlkreuz und da waren wir auch schon unter 2.500 Meter. Es folgten also keine weiteren Übungen. Bei 1.500 habe ich dann gepullt.

Nach der Schirmöffnung musste ich dann meine erste Mini-Störung am Schirm feststellen. Zwei meiner Fangleinen hatten sich ineinander verdreht. Ich habe zunächst versucht durch so genanntes Pumpen die Verdrehung zu beheben. Dabei zieht man die Bremsen voll durch und "pumpt" ein paar mal zwischen halber und voller Bremse. Das half nicht, also habe ich erstmal die Funktionsweise des Schirms getestet, so wie ich es gelernt hatte: 90° Kurve nach links, 180° Grad nach rechts und schließlich eine Vollbremsung. Dabei immer die Kappe im Auge behalten. Wäre ein Problem aufgetreten hätte man in der Höhe von ca. 1.100 Metern noch lange genug Zeit gehabt, den Notfallplan - sprich die Reserve - zu ziehen. War aber nicht nötig, denn es funktionierte alles.

Beim Debriefing erklärte Sven mir dann warum ich in eine unkontrollierte Drehung geraten bin. Ich hatte die stabile Freifallhaltung verloren: meine Beine waren zu kurz und mein Hohlkreuz (Arch) zu schwach ausgeprägt. Ich hätte die Drehung selbst unter Kontrolle bringen können, wenn ich ins Arch gegangen wäre und die Beine ausgestreckt hätte. Jetzt weiß ich es. So muss ich den vierten Level leider noch einmal wiederholen, aber was soll's. Es ist ja schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen! Und es gibt wohl keine Sportart bei der diese Redewendung passender wäre ;-)

22. Juni 2009

Release und Regrip

Letzten Sonntag um 9 Uhr habe ich nochmal in Hartenholm angerufen, ob ich denn heute springen könnte. Die Lehrer wollten aber erstmal die erste Load abwarten und ich sollte mich gegen 10:30 Uhr nochmal melden. Ich wartete also ungeduldig zu Hause, dass die einderthalb Stunden vorbei gingen als mich um ca. 10 Uhr Nadine anrief, dass es losgehen kann. Ohne Zeit zu verlieren habe ich mich auf den Weg nach Hartenholm gemacht.

Dort angekommen musste ich noch ein wenig warten bis zwei Lehrer Zeit für mich hatten. Für diesen Sprung hatte ich Sven und Ralph an meiner Seite. Sven gab mir dann das Level-3-Briefing: nach dem Exit sollte ein Beobachtungskreis und anschließend ein Scheingriff absolviert werden. Dann lassen nacheinander beide Lehrer los und man fällt alleine. Bei ca 2.000 Metern docken die Lehrer wieder an. Pull und fertig.

Ich war aufgeregt, schließlich würde ich das erste Mal ohne den zusätzlichen Halt der Lehrer Richtung Erdboden fallen. Der Sprung verlief dann viel besser als ich erwartet hatte. Zwar war das Gefühl nach dem "Release" etwas schwammig, aber ich habe es selbst geschafft stabil zu bleiben. Nachdem "Regrip" habe ich dann selbst gepullt. Ein ziemlich guter Sprung, wäre da nicht die Landung gewesen. Ich habe etwas zu früh geflared - so nennt man die Vollbremse bei der Landung kurz vor Bodenkontakt. Dadurch stand ich ein wenig zu hoch in der Luft und bin von dort etwas unsanft auf den Boden geplumst. Zwar konnte ich durch eine elegante Landefallrolle Schlimmeres verhindern, mein linkes Knie schmerzt aber immernoch ein wenig.

Das tolle an dem Sprung war, dass Ralph eine Videokamera dabei hatte und den Freifall komplett aufgenommen hat. So konnten wir hinterher am Bildschirm genau besprechen was ich an meiner Freifallhaltung noch verbessern muss. Das Video bekomme ich leider erst nach meiner AFF-Ausbildung, dann als gesammelte Werke, wenn noch mehr aufgenommen werden. Sobald ich es habe, wird es natürlich auch hier zu sehen sein.

Eine Sache hat mich dann gestern noch besonders gefreut. Eine Springerin sprach mich auf diesen Blog an und das obwohl ich bis jetzt noch niemanden dort etwas davon erzählt habe. Ich möchte also ganz herzlich Steffi grüßen, die diesen Blog als erste Leserin selbst entdeckt hat :-) Ich freue mich, wenn ihr mich darauf ansprecht oder hier einen Kommentar schreibt und es motiviert mich unheimlich auch weiterhin hier von meinen Erlebnissen zu berichten.

20. Juni 2009

Kein Schülerwetter

Heute morgen bin ich nach Hartenholm gefahren um meinen nächsten Sprung zu machen. Nachdem die ersten Sonnenstrahlen in meine Wohnung einfielen, war ich eigentlich auch guter Dinge, dass es was werden könnte. Leider war dann schnell klar, dass es heute nix wird, weil das Wetter einfach zu wechselhaft ist.

Der erste Load ging um ca. 10 Uhr in die Luft. Ohne Schüler an Bord, dafür 4 Tandems und noch 4 weitere Springer, die eine Formation fliegen wollten. Die vier übten schon am Boden, wie die Formation aussehen soll, das war ganz interessant zu beobachten:


Als die Maschine dann startete war das Wetter noch ganz gut. Die Sonne schien und es war richtig warm. Kurz vor'm Absetzen der Springer zog sich der Himmel recht schnell zu, man sah eine fette Regenwolke auf dem Flugplatz zu kommen und Annette funkte noch zum Piloten, um ihm das mitzuteilen. Doch der wollte nicht hören, bzw. es war schon zu spät und die Springer sind gesprungen - durch die Regenwolken. Als wir die ersten Schirme am Himmel erblickten tröpfelte es schon leicht. Als die Tandems schließlich unten ankamen, regnete es dann schon in Strömen.

Ich habe mich hinterher mit paar Springern unterhalten und der Freifall ist wohl ziemlich unangenehm gewesen. Das lag vor allem an den minus 7° die oben herrschten. Dadurch waren die Regenwolken mit einer Eisschicht bedeckt und im freien Fall gab es ein gratis Hagel-Peeling. Die Leute hatten knallrote Gesichter und waren völlig durchnässt. Da das Wetter heute so wechselhaft bleiben soll, war dann klar, dass ich nicht mehr springen durfte und ich bin nach Hause gefahren.

Rein aus sicherheitstechnischer Sicht ist es übrigens völlig unkritisch im Regen zu springen. Die Schirme funktionieren genauso gut. Nur macht der ganze Sport natürlich keinen Spaß mehr, wenn man danach ein schmerzverzerrtes Gesicht hat.

17. Juni 2009

Wiederholungstäter

Wie versprochen gibt es noch einen Beitrag zu meinem zweiten Sprung. Wie gesagt das Wetter wurde gegen Mittag immer schlechter und es fing sogar an zu Regnen. Um ca 15:00 Uhr war ich dann kurz davor nach Hause zu fahren als Norbert mit einer guten Nachricht aufwartete: "In zwei Stunden haben wir blauen Himmel!" Ich konnte das nicht wirklich glauben, zumal ich beim Blick nach oben nix als graues Einheitsgelumpe erblicken konnte. Naja ich hab's drauf ankommen lassen und tatsächlich: das Wetter wurde wie aus dem Nichts wunderbar.

In der ersten Load nach der Wetterbesserung wurden Sabine und Sarah untergebracht. Die beiden haben auch den ganzen Tag gewartet und wollten nun ihren ersten Sprung machen. Da nur 4 Lehrer anwesend waren musste ich auf die nächste Load warten. Als die Springer wieder unten ankamen wurden die Schirme wieder eingepackt und ich bekam das Briefing für den Level-2-Sprung. Es ging darum folgende Aufgaben im Freifall zu erledigen: 1 Beobachtungskreis, 2 Scheingriffe, Höhencheck, 90° Drehung nach links, Höhencheck und 90° Drehung nach rechts, bis 1.800 Meter die restliche Zeit genießen, No more, Wave off und Pull.

Im Gegensatz zum ersten Sprung, wo wir schon im Hangar eingestiegen sind, musste ich diesmal zum Flugzeug laufen. Ich hatte das Gefühl das mit jedem Schritt meine Herzfrequenz steigt. Diesmal bin ich mit Annette und Udo gesprungen. Bei 4.000 Metern Höhe und bereits offener Tür gab es eine kurze Verzögerung, weil Udo der Meinung war wir müssen noch etwas warten um eine bessere Position zu haben. So steckte er seinen Kopf aus dem Flugzeug und mir hat's quasi den letzten Nerv zerrissen. Annette merkte das und gab mir das Handzeichen für "Entspann Dich!" - leichter gezeigt als getan, einmal tief aus und wieder eingeatmet und dann ging's los.

Es kam das Kommando: "In die Tür!". Hingestellt - Hotelcheck (Ok von beiden Lehrern einholen) - Propeller anvisieren (Der Wind peitscht einem ins Gesicht, die Aufregung ist wie weggepustet) - rauf - runter - raus! Los ging's! Bei gefühlter stabiler Lage den Beobachtungskreis gemacht. Fertig. Höhenmesser. Drehung nach links - hmm klappt nicht wirklich gut. Egal nochmal Höhenmesser abgelesen: 3.200 Meter. Versuch ich mal die Drehung nach rechts. Funktioniert viel besser - ich stoppe sogar bei ungefähr 90°. Wieder Blick auf den Höhenmesser: 2.800 Meter. Ist ja noch ganz schön hoch, ok - genieße den Rest des Falls. Bei 1.500 Metern dann selbst gepullt. Juchu, war das wieder geil!

Der aufmerksame Leser fragt sich: "Hat er nicht was vergessen?" Ja, hat er! Die beiden Scheingriffe sind vermutlich dem Extra-Adrenalin kurz vor'm Absprung zum Opfer gefallen. Wie sich später herausstellte war das auch der Grund für die verpatzte Linksdrehung. Denn als ich versuchte meinen Oberkörper nach links zu drehen, zerrte Annette an meinem rechten Arm um mich zum Scheingriff zu führen. Habe ich im Fall aber nicht gemerkt. Und weil ich bei der Drehung nach links geschaut habe, habe ich auch ihre Zeichen nicht gesehen.

Den Level habe ich trotzdem bestanden. Erstens weil nur eine erfolgreiche Drehung erforderlich war - egal ob links oder rechts herum. Und zweitens weil ich beim echten Pull ohne Probleme das Ripcord gefunden habe und auch selbst gezogen habe. Und meine (neuen) Schuhe hatte ich auch beide noch an ;-)

16. Juni 2009

Endlich der erste Sprung

Nachdem ich mich vorletztes Wochenende doch recht enttäuscht dem schlechten Wetter geschlagen geben musste, bin ich am Sonntag erneut Richtung Hartenholm aufgebrochen um den nächsten Anlauf zu starten in 4.000 Metern Höhe aus einem Flugzeug zu springen. Da ich im Wetterbericht gehört hatte, dass es nur Vormittags schön sein soll, bin ich gleich um 9 Uhr dort gewesen. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt: ich konnte gleich den ersten Load mitnehmen. Als Load bezeichnet man einen Transport von Springern in die Luft.

An meiner Seite waren die beiden Lehrer Deike und Udo, die mit mir den ersten Sprung absolvierten. Beim Level-1-Sprung hat man folgende Aufgaben im Freifall zu bewältigen: 1. Beobachtungskreis (Höhe ablesen, beiden Lehrern durchsagen und jeweils auf Zeichen warten), 3 Scheingriffe (nach hinten greifen und das Ripcord finden), 2. Beaobachtungskreis und dann bei 1.500 Metern ziehen (Pull). Ich habe alle Übungen recht gut hinbekommen und so den 1. Level bestanden. Und das bei 185 km/h die ich drauf hatte. Bis zum Ende des Freifalls waren beide Lehrer bei mir und haben mich festgehalten, ich habe es aber geschafft den Schirm selbst zu öffnen.

Nach der Schirmöffnung war ich dann auf mich allein gestellt und musste selbstständig zum Flugplatz finden. Das war viel leichter als ich mir vorgestellt hatte. Bereits nach wenigen Augenblicken hatte ich die Stelle gefunden wo ich landen wollte und bin unter Hilfe der Funkgerätdurchsagen des dritten Lehrers am Boden sicher dort angekommen.

Einen kleinen Verlust hatte ich dann doch zu beklagen. Im Freifall habe ich meinen linken Schuh verloren, der vermutlich eine friedlich weidende Kuh in's Reich der Träume befördert hat. Glücklicherweise hatte der Sohn einer Angestellten in Hartenholm einen Schuhladen, so dass ich mir selbst am Sonntag für 'nen Zwanni neue Treter kaufen konnte.

Dann wurde das Wetter schlechter und so durften erst keine Schüler mehr springen bis schließlich der Betrieb ganz eingestellt wurde. Ich habe den ganzen Tag dann dort verbracht und mit vielen anderen Springern auf besseres Wetter gewartet. Später am Abend wurde das Wetter dann tatsächlich wieder besser und meine Geduld wurde belohnt. Ich konnte noch einen zweiten Sprung machen, der aber verdient einen eigenen Eintrag...

7. Juni 2009

Der Grundkurs ist geschafft

An diesem Wochenende war es nun endlich soweit: der Kurs hat begonnen. Um eines vorweg zu nehmen: den ersten Sprung - für heute geplant - konnte ich leider noch nicht machen. Das lag nicht daran, dass ich eine der zahlreichen Prüfungen nicht bestanden habe, sondern an dem echt beschissenen, ich sag mal typisch norddeutschen meteorologischen Bedingungen den ganzen Tag heute. Gestern hätte es funktioniert, am Freitag ebenfalls, heute hat's geregnet - aber so ist es halt mit dem Wetter.

Dennoch war das Wochenende ziemlich spannend aber auch echt anstrengend. Meine Gruppe bestand aus 8 Leuten: Jan, Basti, Björn, Sabine, Michael, Stefan, Steven und mir. Eine echt angenehme Zusammensetzung von jungen Leuten, viele ungefähr in meinem Alter. Nur der Frauenanteil hätte höher ausfallen können ;-) Am Freitag ging es los mit der allgemeinen Einweisung. Das war noch recht entspannt. Uns wurde der Flugplatz gezeigt, alle wichtigen Begriffe erklärt und wir haben schon mal besprochen wie die Öffnungsprozedur eines "guten" Schirms aussieht.

Samstag war dann viel anstrengender. Den gesamten Tag haben wir damit verbracht alle möglichen Arten von Störungen zu besprechen. Wir haben gelernt richtig darauf zu reagieren und das gelernte in Trockenübungen am Boden angewendet. Das hört sich jetzt leicht an. Nur macht man 8 Stunden lang ständig das Gleiche, mit nem 15 Kilo schweren Schirm auf dem Rücken. Solange bis der letzte noch so kleine Handgriff sich förmlich ins Gehirn eingebrant hat. Und den wachsamen Augen der Trainerin entging nix, aber absolut nix. Jeder Fehler wurde sofort korrigiert und man musste die Übung noch einmal machen. Am Ende des Tages stand der sogenannte Hängertest an. Man wurde an einem Gurtzeug an der Decke aufgehängt und musste der Ausbilderin Annette nochmal zeigen, dass man alle Bewegungen und Abläufe drauf hat. Machte man einen Fehler ist man durchgefallen und musste nächsten Tag nocheinmal wiederholen. Zwei von uns erging es so - mir allerdings nicht :-p

Die Packhalle
Die Nacht auf Sonntag habe ich dann ehrlich gesagt ziemlich unruhig geschlafen und das obwohl ich so müde war. Schließlich stand mir eines der aufregendsten Ereignisse meines Leben bevor - dachte ich zumindest. Als ich morgens dann von den Regentropfen geweckt wurde, die auf mein Schlafzimmerfestner prasselten, hatte ich schon die erste Ahnung, dass heute nix daraus wird. Am Flugplatz angekommen wurde meine Vermutung leider schnell bestätigt. Wir haben dann bis zum Mittag die restlichen Übungen gemacht. Im Vordergrund am Sonntag stand das Verhalten im freien Fall und der Ablauf des ersten Freifalls.

Freifall-Übung mit abschließendem Probe-Pull
Gegen Mittag war ich dann "sprungfertig", wie die Lehrer es nennen, konnte aber trotzdem nicht springen. Das war schon etwas blöd: zwei Tage lang voll reingehängt (teilweise im wahrsten Sinne des Wortes) und trotzdem nix geworden. Aber der Tag X wird kommen und ich weiß das ich gut darauf vorbereitet bin.