9. August 2009

Wirf weg das Teil!

Als nächsten Schritt meiner Ausbildung hatte ich gestern die Einführung in das Handdeploy-Verfahren. Das ist eine andere Technik zum Öffnen des Fallschirms gegenüber der Öffnung mit Ripcord, die man am Anfang der Ausbildung benutzt. Beim Ripcord wird ein Federhilfsschirm verwendet, der mit dem Hauptschirm zusammen im Container des Gurtzeugs untergebracht ist. Der Verschluss wird durch das Ripcord geschlossen gehalten. Zieht man das Ripcord heraus, springt der Hilfsschirm heraus, fliegt in den Wind und zieht den Hauptschirm heraus.

Beim Handdeploy-System dagegen wird der Hilfsschirm in einer separaten Tasche untergebracht. Der Springer zieht von Hand den Hilfsschirm heraus und wirft ihn selbst in den Wind. Der Rest funktioniert dann gleich. Der kleine, aber wichtige Unterschied bei der Öffnung ist, dass man einmal den Griff wegschmeißen muss, das Ripcord dagegen sollte man in der Hand behalten. Es ist zwar nicht schlimm, wenn man es wegwirft - der Schirm geht natürlich trotzdem auf - aber ein neues kostet 14,90€. Das sind immerhin 4 Döner, um es mal mit den Worten eines Mitschülers zu sagen.

Andersherum ist es dagegen nicht nur ärgerlich, sondern gefährlich. Behält man das Handdeploy in der Hand geht der Schirm nicht auf. Deshalb macht man den ersten Sprung mit Handdeploy mit einem Lehrer zusammen. Ich bin mit Annette gesprungen und sie hat mir die ganze Zeit eingebläut "Wirf das Teil weg! Wenn Du es nicht wegwirfst, dann haue ich Dich!" Das ist das letzte Mittel des Lehrers, wenn der Schüler sich am Handdeploy festkrallt. Naja, ihre Drohung musste sie nicht wahrmachen, ich hab mich freiwillig vom Hilfschirm getrennt. Ab 2.000 Meter habe ich mir innerlich nur noch gedacht: wegwerfen, wegwerfen, wegwerfen. Ich kann nicht sagen, dass ich das lästige Verstauen des Ripcords in der Kombi nach der Öffnung vermisst habe.

Ich habe dann am gleichen Tag noch einen Solosprung gemacht, um mich an das Handdeploy zu gewöhnen. Bei dem Sprung war der Exit echt cool. Ich habe mich einfach vorwärts aus dem Flugzeug herausgerollt. Nach anderthalb Umdrehungen bin ich auf dem Rücken liegen geblieben und konnte das Flugzeug sehen, wie es davon flog. Mit dunklen Konturen setzte es sich vom sonst weißen Himmel ab. Wieder ein Bild, das mir im Gedächtnis bleiben wird. Und wenn ich's mal fast vergessen haben sollte, ist ja auch nicht schlimm, dann springe ich halt wieder.

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