31. August 2009

Popcorn-Landung

Als ich letzten Freitag in Hartenholm anrief wollte ich eigentlich nur die Sprungtage für die folgende Woche erfragen, war ich mir doch angesichts des schlechten Wetters ziemlich sicher, dass kein Betrieb ist. Am Telefon sagte mir Norbert aber, dass es um halb fünf losgehen sollte, jetzt war es halb drei, das Wetter hatte also noch zwei Stunden Zeit besser zu werden. Ich bin dann tatsächlich noch hingefahren und war pünktlich um halb fünf in der Halle. Minuten später kam ein Schauer runter der weniger dem idealen Sprungwetter als dem Weltuntergang entsprach.

Nicht wirklich zu meiner Überraschung war nicht viel los, ein paar Tandemmaster und Gäste warteten also mit mir zusammen auf die angekündigte Wetterverbesserung. Eine Stunde später war es dann tatsächlich so weit und ich durfte in die zweite Load hinein. Schien das Wetter am Boden inzwischen nahezu perfekt (kaum Wolken, fast kein Wind) hatten wir schon bei der ersten Load des Tages gesehen, dass in der Luft sehr starker Wind wehte, auf den ich auch aufpassen sollte.

Nach der Schirmöffnung habe ich mich dann auch sofort gegen den Wind gestellt um meine Abdrift zu kontrollieren. Dabei prüft man, wie gut man gegen den Wind voran kommt um dann entsprechend den Schirmflug zu planen. Ich befand mich so in der Luft, dass der Wind mich zum Flugplatz hintrieb, also bis hierhin noch alles ok. Da ich merkte, dass ich gegen den Wind praktisch überhaupt nicht voran kam, blieb ich so stehen. Je tiefer ich kam, desto mehr machte sich der starke Wind bemerkbar. So kam ich entgegen meiner Flugrichtung zunächst direkt über den Flugplatz und bin dann davon weg getrieben worden.

Mit jedem Höhenmeter flog ich weiter weg und somit schwanden auch meine Chancen den Flugplatz zu erreichen und ich peilte schon das Maisfeld direkt daneben an. Neben dem Maisfeld gibt es noch eine kleine Grünfläche, die ich vielleicht noch erreicht hätte. Dafür hätte ich aber ein paar Meter quer zum Wind fliegen müssen. Das hätte aber auch bedeutet, dass mich der Wind noch weiter raus treibt und da ist Wald. Also entschied ich mich dazu lieber sicher das Maisfeld anzusteuern, als vielleicht die Grünfläche, aber vielleicht auch den Wald zu erwischen.

Die Landung zwischen den zu dieser Jahreszeit etwa mannhohen Maispflanzen war dann gar nicht so schlimm. Der aufgelockerte Mutterboden machte die Landung sehr weich und so stand ich knöcheltief in der Erde. Gut das zwei Stunden vorher dieser Weltuntergangsschauer runtergekommen war, so hatte es sich wenigstens richtig gelohnt und hinterher war Schuhe putzen angesagt.

Nachdem ich meinen Schirm zwischen den ganzen Pflanzen herausgefummelt und unter den Arm geklemmt hatte, bin ich zur Halle zurück gelaufen. Vor dem Maisfeld hatte sich schon Sandra postiert und hielt nach mir Ausschau. Wieder in der Halle angekommen musste ich mir natürlich den einen oder anderen Spruch anhören. Das gehört dazu und ich seh' das sportlich, außer Dreck ist ja nix passiert und es war klar das der Tag kommen würde, an dem ich auf irgendeinem Acker lande.

27. August 2009

Dreier

Alleine springen macht ja schon sehr viel Spaß. Noch schöner ist es aber, wenn noch weitere Springer mit einem zusammen aus dem Flugzeug fallen. Das macht man zwar schon bei der AFF-Ausbildung, nur weiß man das da noch nicht wirklich zu schätzen. Ist man doch vielmehr mit sich selbst beschäftigt und muss sich auf die eigene Haltung und die eigenen Bewegungen konzentrieren.

Gestern ergab sich die Gelegenheit mit Annette und Marcus zusammen, beides AFF-Lehrer, einen 3er RW-Sprung zu machen. Ich hatte Glück, denn es waren keine AFF-Schüler da, so dass die beiden Zeit dafür hatten. Als Annette mich fragte, ob ich Lust habe, gab es schon den 10-Minuten-Aufruf für die Maschine und ich hatte noch nicht mal meinen Schirm fertig gepackt. Klar hatte ich Lust, also hat Marcus mir dann beim Packen geholfen und ich bin rein in die Klamotten und ab ins Flugzeug.

Im Flugzeug war ich dann in der Tat noch etwas aufgeregter als sonst. Ich war sehr gespannt wie gut der Sprung klappen würde oder ob ich bereits kurz nach dem Exit die Gruppe verliere. Marcus und ich sind gelinkt aus dem Flugzeug gesprungen und Annette alleine direkt hinterher. Annette dockte in der Luft an zu unserer ersten Figur, dem so genannten Star:


Der Plan dann war ein Figurenwechsel auf das Open Akkordion auf mich. Also die folgende Figur mit mir in der Mitte:


Das klappte auch ganz gut. Danach sind wir zurück zum Star und anschließend das Open Akkordion auf Annette. Das klappte auch ganz gut. Wieder zurück zum Star und dabei immer freundlich die anderen Springer angrinsen :-) Wie man sich denken kann, war als nächstes das Open Akkordion auf Marcus dran. Dabei habe ich ein wenig die Höhe verloren und lag etwas unterhalb der anderen beiden. Wir haben es dann nocheinmal zurück zum Star geschafft. Dann bin ich ein wenig von der Gruppe weggetrieben. Wir waren schon auf ca. 2.300 Metern angekommen und hatten vorher schon abgesprochen, dass wir bei 2.000 separieren. Also habe ich nicht mehr versucht nocheinmal heranzukommen, sondern habe nur kurz gewunken und mich dann 180° gedreht und weggetrackt.

Der Sprung hat mir sehr viel Spaß gemacht, und war mit Sprung Nummer 30 ein gelungenes kleines Jubiläum.

25. August 2009

Ein Meer aus Wolken

Letzten Sonntag habe ich drei Sprünge aus 4.000 Metern gemacht und die hinterließen so viele Eindrücke, dass ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll zu erzählen. Das Beste war der erste Sprung an dem Tag. Schon im Steigflug vielen mir einige Wolken auf, die sich zwischen 1.800 und 2.300 Metern Höhe regelrecht auftürmten. Genau so wie man es an sonnigen Tagen kennt.

Beim Sprung habe ich dann einen ganz normalen Dive Exit gemacht. Nachdem der bei meinem letzten Höhenabbausprung nicht ganz einwandfrei geklappt hatte, wollte ich das nochmal üben. Diesmal funktionierte alles, so wie ich es wollte. Im Freifall habe ich dann einige Saltos und Rollen gemacht - das macht ja so viel Spaß - bis ich dann in ca. 2.500 Metern den Wolken immer näher kam. Ich habe einfach das Bild genossen. Während ich vor mir Richtung Horizont schon Wolken sehen konnte, war die Wolke direkt unter mir noch wenige hundert Meter entfernt. Bei 2.100 Metern tauchte ich dann in die Wolken ein, bis in 1.700 Metern langsam der Grund wieder auftauchte. In der Wolke selbst ist es eher unspektakulär: man sieht nix, oben, unten, vorne, hinten, überall nur weiß.

Die beiden anderen Sprünge an dem Tag machte ich mit einem für mich neuen Schirm. Bisher bin ich immer mit Schülergurtzeugen gesprungen, mit Kappen die zwischen 240 und 260 sqrft (Squarefeet) groß waren. Jetzt bekam ich einen Schirm der 210 sqrft groß war und damit etwas schneller. Zudem sind die Schülersysteme so ausgelegt, dass man bei der Landung nicht in den so genannten Stall kommen kann, dabei verliert der Schirm durch zu frühes Flaren seine Tragfähigkeit und man fällt zu Boden. Ich hatte also logischerweise den Rat von den Lehrern bekommen lieber etwas zu spät als zu früh zu flaren. Das tat ich dann auch und schon saß ich bei der Landung auf dem Allerwertesten.

Beim letzten Sprung des Tages habe ich beim Exit mal die Augen zu gemacht. Das war ein lustiges Gefühl, ich merkte beim Absprung viel intensiver als sonst was der Wind mit meinem Körper anstellte. Außerdem hatte ich bei diesem Sprung eine leichte Öffnungsstörung - einen Line Twist, oder auf deutsch: eine Fangleinenverdrehung.

Diese wird in der Regel dadurch verursacht, dass man sich während der Öffnungsphase noch dreht. Das Ergebnis: die Kappe geht nicht ganz auf und die Leinen sind um einander bis zu den Tragegurten verdreht. Korrigieren kann man die Störung indem man die Tragegurte auseinander drückt und mit den Beinen Schwung holt, um den Körper in die entgegengesetzte Richtung zu drehen. Gelingt es dadurch nicht den Twist zu lösen, bleibt nur noch die Reserve als letzte Option. Ich habe es glücklicherweise geschafft den Schirm zu entdrehen und konnte dann sicher landen, allerdings wieder auf dem Hintern.

24. August 2009

Triff den Hut

Bei der letzten Load des Tages wird in Hartenholm in der Regel ein Hütchen aufgebaut. Darauf befindet sich eine leere Plastikflasche. Ziel der Springer ist es das Hütchen zu treffen und die Flasche herunter zu treten.


Das Lande-T vor der Flasche zeigt die Landerichtung an. Es wird immer dann ausgelegt, wenn die Landerichtung nicht eindeutig durch den Wind vorgegeben wird. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn kein oder nur wenig Wind weht und die Windrichtung öfter wechselt. Es wird dann bei der Landung parallel zum senkrechten Strich des T auf den waagerechten Strich zu geflogen, auf dem Foto ist die Richtung also vom T aus in Richtung Hütchen.

Die Schwierigkeit beim Treffen des Hütchens liegt darin die Höhe richtig abzupassen. So "verhungern" viele Springer ein paar Meter vor dem Hütchen oder fliegen überweg. Im zweiten Fall kann dann schon mal ein Spruch der schaulustigen Springermeute am Boden kommen, wie: "Wenn Du jetzt abtrennst, könnte es noch passen!" Einem der Springer gelang es dann tatsächlich das Hütchen zu treffen.

15. August 2009

Flachköpper

Als ich gestern am Flugplatz angekommen bin stand da erstmal dieses Schiff rum und belegte vier Parkplätze:


Ich glaube die Leute, die damit angekommen sind haben alle zusammen ein Tandemsprung gemacht, dass sei hier aber nur am Rande erwähnt. Ich wollte Euch diesen Anblick nicht vorenthalten.

Ich war meinerseits da um vor meinem anstehenden Urlaub noch einen Sprung zu machen, nicht dass ich noch Entzugserscheinungen bekomme. Der erste Sprung ging aus 4.000 Metern Höhe und hat mal wieder echt Spaß gemacht. Ich habe meine Freude daran gefunden eine Vorwärtsrolle beim Exit zu machen. Das macht super Laune und es ist einfach nur cool, wenn man dem Flugzeug hinterher schauen kann. Im Freifall habe ich dann noch ein paar Drehungen mit den Beinen geübt.

Der zweite Sprung war ein "Flachköpper" aus 1.200 Metern Höhe. Das ist einer von insgesamt drei Höhenabbausprüngen, die man während der Ausbildung absolvieren muss. Die ersten beiden aus 2.500 und 1.500 Metern hatte ich bereits hinter mir, somit war das der letzte und gleichzeitig der flachste Sprung von den dreien. Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn man sonst aus 4.000 Metern springt kommt einem das doch ziemlich flach vor, schließlich springt man in der Höhe aus dem Flugzeug, in der man normalerweise am geöffneten Schirm hängt.

Die Höhenabbausprünge sollen Notfallabsprünge simulieren. Wenn während des Steigflugs ein Notfall eintritt, gilt die Regel, dass ab 300 Metern Höhe die Springer das Flugzeug verlassen. Darunter gibt es eine Notlandung mit allen Springern an Bord. Daher sagt man unter Skydivern auch, dass die ersten 300 Meter Steigflug das Gefährlichste am ganzen Sport ist, schließlich darf man nicht rausspringen. Bei den Übungssprüngen geht es also darum sich möglichst schnell zu stabilisieren und den Schirm zu öffnen. Mir ist das nicht ganz perfekt gelungen, sondern ich hab noch eine ungewollte Rolle nach dem Exit gemacht. War aber noch im grünen Bereich.

Sandra ist mit mir zusammen gesprungen. Sie hatte zwar schon alle ihre Abbausprünge fertig, war aber so lieb und hat mich begleitet, damit ich nicht ganz alleine springen muss - Danke :-) Zudem gefallen ihr diese Sprünge ganz gut, während ich persönlich finde, dass der Freifall das Beste an diesem Sport ist. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Das war Sprung Nummer 24 und damit habe ich alle Sprünge, die ich brauche um für die Lizenzprüfung zugelassen zu werden. Was mir noch fehlt sind einige Theorieseminare und dann kann es auch schon losgehen.

11. August 2009

Alea iacta est

Die Umfrage zur farblichen Gestaltung meiner neuen Kombi ist inzwischen wieder verschwunden. Das hat einen guten Grund: ich habe mir eine Kombi bestellt. Hier nochmal der Link zum vorherigen Artikel, wo ich die Frage zur Farbe gestellt habe. Die Varianten schwarz/blau und grün/orange haben sich einen Zweikampf an der Spitze geliefert, während schwarz/weiß mit lediglich einer Stimme das klägliche Schlusslicht bildete. Letztenendes setzte sich schwarz/blau mit einer Stimme Vorsprung durch.

Ich bin also letzten Donnerstag ins Büro am Flugplatz gegangen, um mir meine Kombi zu bestellen. Zunächst wurde ich genau vermessen, schließlich wird die Kombi ja maßgeschneidert. Neben ganz normalen Maßen wie Armumfang und Bauchumfang (nein, das wird nicht verraten!), gab's auch Maße, die ich ohne fremde Hilfe nur mit großen Schmerzen herausbekommen hätte. Zu dem Körpermaß "Torso" stand in der Anleitung: Maß von der Halskuhle durch den Schritt inkl. Gehänge (!) bis zum Halswirbel. Da fehlt eigentlich nur noch die Frage, ob ich Links- oder Rechtsträger bin. Die kam dann doch nicht, sooo maßgeschneidert ist die Kombi dann auch nicht.

Neben dem Grundmodell "Relativ-Kombi" von rainbow design habe ich mich, auf Rat der Lehrer hin, für diese Extras entschieden: hoher Kragen, Griffleisten innen, dicke Griffleisten, Booties, sowie Knie- und Hinternverstärkung. Damit komme ich auf den stolzen Gesamtpreis von 398 Euros - europäische! Und so wird sie aussehen, sofern meine Bestellung nicht missverstanden wird:


Wie ihr seht habe ich mich letztlich für keine der ursprünglichen Farbvariationen entschieden. Das liegt daran, dass mir das Gelb für die Griffleisten doch etwas zu gelb war, als ich mir die Stoffproben angeschaut habe. Jetzt sind sie orange.

9. August 2009

Wirf weg das Teil!

Als nächsten Schritt meiner Ausbildung hatte ich gestern die Einführung in das Handdeploy-Verfahren. Das ist eine andere Technik zum Öffnen des Fallschirms gegenüber der Öffnung mit Ripcord, die man am Anfang der Ausbildung benutzt. Beim Ripcord wird ein Federhilfsschirm verwendet, der mit dem Hauptschirm zusammen im Container des Gurtzeugs untergebracht ist. Der Verschluss wird durch das Ripcord geschlossen gehalten. Zieht man das Ripcord heraus, springt der Hilfsschirm heraus, fliegt in den Wind und zieht den Hauptschirm heraus.

Beim Handdeploy-System dagegen wird der Hilfsschirm in einer separaten Tasche untergebracht. Der Springer zieht von Hand den Hilfsschirm heraus und wirft ihn selbst in den Wind. Der Rest funktioniert dann gleich. Der kleine, aber wichtige Unterschied bei der Öffnung ist, dass man einmal den Griff wegschmeißen muss, das Ripcord dagegen sollte man in der Hand behalten. Es ist zwar nicht schlimm, wenn man es wegwirft - der Schirm geht natürlich trotzdem auf - aber ein neues kostet 14,90€. Das sind immerhin 4 Döner, um es mal mit den Worten eines Mitschülers zu sagen.

Andersherum ist es dagegen nicht nur ärgerlich, sondern gefährlich. Behält man das Handdeploy in der Hand geht der Schirm nicht auf. Deshalb macht man den ersten Sprung mit Handdeploy mit einem Lehrer zusammen. Ich bin mit Annette gesprungen und sie hat mir die ganze Zeit eingebläut "Wirf das Teil weg! Wenn Du es nicht wegwirfst, dann haue ich Dich!" Das ist das letzte Mittel des Lehrers, wenn der Schüler sich am Handdeploy festkrallt. Naja, ihre Drohung musste sie nicht wahrmachen, ich hab mich freiwillig vom Hilfschirm getrennt. Ab 2.000 Meter habe ich mir innerlich nur noch gedacht: wegwerfen, wegwerfen, wegwerfen. Ich kann nicht sagen, dass ich das lästige Verstauen des Ripcords in der Kombi nach der Öffnung vermisst habe.

Ich habe dann am gleichen Tag noch einen Solosprung gemacht, um mich an das Handdeploy zu gewöhnen. Bei dem Sprung war der Exit echt cool. Ich habe mich einfach vorwärts aus dem Flugzeug herausgerollt. Nach anderthalb Umdrehungen bin ich auf dem Rücken liegen geblieben und konnte das Flugzeug sehen, wie es davon flog. Mit dunklen Konturen setzte es sich vom sonst weißen Himmel ab. Wieder ein Bild, das mir im Gedächtnis bleiben wird. Und wenn ich's mal fast vergessen haben sollte, ist ja auch nicht schlimm, dann springe ich halt wieder.

7. August 2009

Sunset Load bei Vollmond

Sunset-Load heißt die letzte Load eines Tages, weil sie typischerweise zum Sonnenuntergang in der Luft ist. Am Mittwoch hatte ich das Vergnügen mit einem Solosprung an genau jener teilzunehmen. Neben diversen Fassrollen, Salti und Drehungen, die ich im Freifall zu meiner Belustigung machte, konnte ich bei gutem Wetter die rote Sonne untergehen sehen. Gleichzeitig hing der Vollmond an der anderen Seite des Himmels. Ein Spektakel, dass ich so richtig auf mich wirken lassen konnte, hing ich doch meinerseits am Schirm.

Wieder mal eine Erfahrung, die man bei anderen massentauglichen Sportarten wohl eher selten macht. Ich schwebe in ungefähr 1.000 Metern Höhe durch die Lüfte und sehe eine rot-orange Scheibe, wie sie gerade den Horizont berührt. Auf der anderen Seite eine ähnlich große weiße Scheibe - einfach nur cool. Ich würde hier echt gerne mal ein paar Fotos online stellen, nur leider habe ich keine. Und als Schüler darf man aus Sicherheitsgründen keine Helmkamera mitnehmen. Dafür muss man erstmal einige Sprünge absolvieren.

Und obwohl ich an diesem Tag nur einen Sprung machen konnte, hatte es sich auf jeden Fall gelohnt zum Flugplatz zu fahren.

2. August 2009

Relative Work

Seit meinem letzten Eintrag konnte ich fünf weitere Sprünge machen, die allesamt viel Spaß gebracht haben. Am Freitag abend habe ich einen weiteren Solosprung bei bestem Wetter gemacht. Ganz oben in der Luft konnte ich im Prinzip ganz Schleswig-Holstein überblicken. Ich konnte im Freifall die Landeshauptstadt Kiel sehen und direkt dahinter die Ostsee. Dann habe ich mich um ungefähr 180° gedreht und konnte die Nordsee sehen und wie sich darin die Sonne spiegelte. Absolut genial, so etwas gibt's nicht beim Hallen-Halma.

Die vier anderen Sprünge, von denen ich einen ebenfalls am Freitag und drei gestern absolviert habe, waren allesamt 1-on-1 Sprünge (sprich: One on one), die auch zur Ausbildung gehören. Bei diesen Sprüngen springt man wieder mit je einem Lehrer und übt sich relativ im Freifall zu bewegen. Das bedeutet man muss durch leichte Änderungen der Körperhaltung zum Beispiel versuchen sich relativ zum Mitspringer nach oben oder unten zu bewegen. Außerdem ist das Ziel den anderen anzufliegen. Die Sprünge sind die ersten Übungen zum Formationsspringen oder, wie es im Fachjargon heißt, Relative Work, kurz: RW.


Der Exit bei den 1-on-1 Sprüngen ist gelinkt, das heißt man hält sich in der Tür fest und springt gemeinsam heraus. Bei drei der Sprünge stand ich draußen am Flugzeug und der Lehrer hielt mich von innen fest. Da das Flugzeug auch ordentlich Fahrt macht ist es draußen ziemlich windig und beim ersten Mal wäre ich fast herausgefallen, konnte mich aber grad noch festhalten.

Die Arbeit im Freifall ist dann viel schwieriger als man sich das vorstellt. Jede kleine falsche Bewegung die man macht, treibt einen meist weg vom Ziel statt dahin. Gerade beim Greifen des anderen ist das etwas tricky, denn in dem Moment wo man die Arme ausstreckt um zuzugreifen, entfernt man sich wieder. Beim letzten der vier Sprünge klappte es dann schließlich sehr gut, man gewöhnt sich halt auch daran. Am Ende eines solchen Sprungs, kurz bevor man den Schirm öffnet, separiert man. Das bedeutet man dreht sich in entgegengesetzte Richtungen und trackt nach vorne weg. Damit stellt man sicher, dass man bei der Öffnung allein ist und dabei nix schief geht.

Von einem Sprung gibt es auch Fotos, naja vom Schirmflug und der Landung zumindest:



Und nach dem Sprung kommt der anstrengenste Teil, der Schirm will nämlich auch wieder eingepackt werden.