26. September 2010

Lima Bravo

"Lima Bravo auf zwo drei mit 13 Springern." Bereits zum zweiten Mal hörte ich diesen Satz über die Kopfhörer. Nur was bedeutet er und warum Kopfhörer? Es war die Stimme unseres Piloten Michael, die ich da hörte. Ich saß in unserem Absetzflugzeug, ausnahmsweise mal nicht hinten in Fallschirmspringerkluft, sondern vorne auf dem Copiloten-Sitz der Cessna 208B Grand Caravan in Zivilklamotten, dafür aber angeschnallt und mit Kopfhörer und Mikrofon bewaffnet. Die Kennung des Flugzeugs ist D-FALB:


Daher auch "Lima Bravo", denn Lima und Bravo sind die Schlüsselworte im NATO-Alphabet für die Buchstaben L und B. Dann ist auch klar was "mit 13 Springern" bedeutet. Und "zwo drei" ist die Start- und Landebahn die wir ansteuern wollten. In Hartenholm gibt es zwei davon: "zwo drei" und "null fünf". Beides ist letztlich die gleiche Start- und Landebahn, man unterscheidet jedoch die Richtung. Mit "zwo drei" ist die Himmelsrichtung 230° gemeint. Null Grad ist Norden, wir wollten also in südwestlicher Richtung mit 13 Springern an Bord starten.

Zum zweiten Mal hörte ich diesen Satz, weil der erste Versuch, schon circa eine Stunde vorher, die Springer in die Luft zu bringen am schlechten Wetter gescheitert war. Michael brach den Steigflug direkt nach dem Start ab und landete die Maschine vollbesetzt nach einer Flugplatzrunde. Der zweite Versuch sah besser aus, der Himmel klarte an einer Stelle auf und das war auch das Loch in den Wolken, dass wir treffen wollten.

Auf 4.000 Meter angekommen holte Michael die Freigabe zum Absetzen, gab gründes Licht und die Springer machten sich auf den Weg Richtung Erdboden. Noch kurz bevor der letzte raus war meldete Michael dem Tower "Lima Bravo dropping complete". Unmittelbar nachdem das letzte Tandem absprang, riss Michael das Flugzeug herum und wir gingen in den Sturzflug. Wir flogen fast parallel zum letzten Tandem Richtung Boden. Michael zog das Steuer nochmals in eine andere Richtung und ich konnte das Tandem langsam in den Wolken verschwinden sehen.

Was folgte waren einige Flugmanöver, die meinen in dieser Sache noch jungfräulichen Gleichgewichtssinn ordentlich durcheinander brachten. Die Augen sahen etwas völlig anderes, als der Rest des Körpers wahrnahm und das Gehirn dachte nur: irgendjemand will mich hier verarschen. Ein unglaublich cooles Gefühl, dass alles bisher in irgendwelchen Achterbahnen Erlebtes deutlich in den Schatten stellte.

Wieder am Boden angekommen, brach das schlechte Wetter endgültig über Hartenholm herein und es ging nix mehr an diesem Tag. Egal, ich war zufrieden und hatte mein Erlebnis, denn: nur fliegen ist schöner!

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