"Lima Bravo auf zwo drei mit 13 Springern." Bereits zum zweiten Mal hörte ich diesen Satz über die Kopfhörer. Nur was bedeutet er und warum Kopfhörer? Es war die Stimme unseres Piloten Michael, die ich da hörte. Ich saß in unserem Absetzflugzeug, ausnahmsweise mal nicht hinten in Fallschirmspringerkluft, sondern vorne auf dem Copiloten-Sitz der Cessna 208B Grand Caravan in Zivilklamotten, dafür aber angeschnallt und mit Kopfhörer und Mikrofon bewaffnet. Die Kennung des Flugzeugs ist D-FALB:
Daher auch "Lima Bravo", denn Lima und Bravo sind die Schlüsselworte im NATO-Alphabet für die Buchstaben L und B. Dann ist auch klar was "mit 13 Springern" bedeutet. Und "zwo drei" ist die Start- und Landebahn die wir ansteuern wollten. In Hartenholm gibt es zwei davon: "zwo drei" und "null fünf". Beides ist letztlich die gleiche Start- und Landebahn, man unterscheidet jedoch die Richtung. Mit "zwo drei" ist die Himmelsrichtung 230° gemeint. Null Grad ist Norden, wir wollten also in südwestlicher Richtung mit 13 Springern an Bord starten.
Zum zweiten Mal hörte ich diesen Satz, weil der erste Versuch, schon circa eine Stunde vorher, die Springer in die Luft zu bringen am schlechten Wetter gescheitert war. Michael brach den Steigflug direkt nach dem Start ab und landete die Maschine vollbesetzt nach einer Flugplatzrunde. Der zweite Versuch sah besser aus, der Himmel klarte an einer Stelle auf und das war auch das Loch in den Wolken, dass wir treffen wollten.
Auf 4.000 Meter angekommen holte Michael die Freigabe zum Absetzen, gab gründes Licht und die Springer machten sich auf den Weg Richtung Erdboden. Noch kurz bevor der letzte raus war meldete Michael dem Tower "Lima Bravo dropping complete". Unmittelbar nachdem das letzte Tandem absprang, riss Michael das Flugzeug herum und wir gingen in den Sturzflug. Wir flogen fast parallel zum letzten Tandem Richtung Boden. Michael zog das Steuer nochmals in eine andere Richtung und ich konnte das Tandem langsam in den Wolken verschwinden sehen.
Was folgte waren einige Flugmanöver, die meinen in dieser Sache noch jungfräulichen Gleichgewichtssinn ordentlich durcheinander brachten. Die Augen sahen etwas völlig anderes, als der Rest des Körpers wahrnahm und das Gehirn dachte nur: irgendjemand will mich hier verarschen. Ein unglaublich cooles Gefühl, dass alles bisher in irgendwelchen Achterbahnen Erlebtes deutlich in den Schatten stellte.
Wieder am Boden angekommen, brach das schlechte Wetter endgültig über Hartenholm herein und es ging nix mehr an diesem Tag. Egal, ich war zufrieden und hatte mein Erlebnis, denn: nur fliegen ist schöner!
26. September 2010
21. September 2010
Sprunggeil
In letzter Zeit ging nicht besonders viel in Sachen Skydiving. Auch daran zu erkennen, dass mein letztes Posting über einen Monat her ist und ich in dieser Zeit gerade mal 16 Sprünge gemacht habe. Für den Sommermonat August ist das viel zu wenig, wie ich finde. Hauptgrund dafür war das doch mäßige Wetter in den letzten Wochen, zu dem war ich im Non-Skydiving-Urlaub - saufen mit den Jungs auf Fehmarn - muss auch mal sein. Naja nun ist die Saison schon fast vorbei und es gilt alle sich noch bietenden Möglichkeiten zu nutzen.
So am letzten Wochenende: das Wetter war mal wieder mittelprächtig. Als ich Samstag morgen aufgewacht bin, hörte ich nur den Regen auf mein Fenster prasseln und hab mich schnell wieder umgedreht. Als ich mich schließlich aus dem Bett gequält hatte, schaute ich kurz auf die Facebook-Seite von Albatros, frei nach dem Motto: die Hoffnung stirbt zuletzt. Da stand dort doch glatt geschrieben:
Das Wetter blieb den ganzen Tag wechselhaft. Im 30-Minuten-Rhythmus änderte sich die Wetterlage von 10 Liter Regen pro Minute auf einem Quadratmeter bis zum komplett blauen Himmel. Drei Sprünge waren für mich drin und angesichts der trüben Voraussetzungen ein erfolgreicher Tag. Auch wenn mich der Wind bei der einen Landung ins Maisfeld entführte.
So am letzten Wochenende: das Wetter war mal wieder mittelprächtig. Als ich Samstag morgen aufgewacht bin, hörte ich nur den Regen auf mein Fenster prasseln und hab mich schnell wieder umgedreht. Als ich mich schließlich aus dem Bett gequält hatte, schaute ich kurz auf die Facebook-Seite von Albatros, frei nach dem Motto: die Hoffnung stirbt zuletzt. Da stand dort doch glatt geschrieben:
Wir wollen es mal wieder probieren...Ab dann wurd's hektisch. Schließlich war es schon kurz nach 11 und ich war doch sprunggeil. Für alle Nicht-Springer muss ich dieses Wort kurz erläutern (Auszug aus dem Skydiver-Lexikon):
Sprungbetrieb ab 9:00 Uhr
Sprunggeilheit, die; -; adj. sprunggeil; emotionaler Zustand in dem sich ein Fallschirmspringer befindet, wenn er längere Zeit nicht gesprungen ist. Die sprunggeile Person ist unberechenbar und psychisch unausgeglichen, sobald sich die theoretische Möglichkeit eines Fallsprungs ergibt, diese aber nicht ad hoc wahrgenommen werden kann. Die Fähigkeit logisch zu denken ist stark eingeschränkt oder fällt komplett aus. Dieser Zustand kann nur durch den Aufenthalt auf einer Dropzone und/oder den durch einen Sprung aus einem fliegenden Flugzeug hervorgerufenen Adrenalinkick entschärft werden. Es wird von besonders schweren Fällen der Sprunggeilheit berichtet, die bis zur Einstellung der Nahrungsaufnahme oder zum finanziellen sowie sozialem Bankrott führte.Wie gesagt, ich war gerade aufgestanden. Also schnell unter die Dusche und gefrühstückt. Den Toaster verflucht, weil er scheinbar doppelt so lange für jede Scheibe brauchte als sonst. Draußen wird das Wetter gerade besser. Ok, schnell die Sachen gepackt, rein ins Auto und so schnell Richtung Autobahn wie es ging. Gerade in Hamburg auf der Autobahn fängt's auf einmal an zu schütten als gäb's kein Morgen. Die Lage entspannt sich etwas, ich fahre mit gemütlichen 130 weiter: es regnet gerade und ich kann im Moment ja eh nicht springen. Kurz hinter Kaltenkirchen reißt der Himmel auf, nicht lange fragen wie das sein kann, sondern Vollgas. Jeder der mit 150 auf der linken Spur herumschleicht wird zum persönlichen Feind erklärt. Endlich auf der Dropzone angekommen - aahhh.
Das Wetter blieb den ganzen Tag wechselhaft. Im 30-Minuten-Rhythmus änderte sich die Wetterlage von 10 Liter Regen pro Minute auf einem Quadratmeter bis zum komplett blauen Himmel. Drei Sprünge waren für mich drin und angesichts der trüben Voraussetzungen ein erfolgreicher Tag. Auch wenn mich der Wind bei der einen Landung ins Maisfeld entführte.
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