8. August 2010

Kappensuche

Einen Reserveschirm hat ein Fallschirmspringer immer dabei, auch wenn er unter normalen Umständen nicht besonders scharf darauf ist, ihn zu benutzen. Wenn's dann darauf ankommt ist man froh, dass er da ist. Gestern gab es bei uns am Platz so eine Situation. Eine Schülerin hatte bei ihrem ersten Sprung ein schlechtes Gefühl mit dem Hauptschirm, der sich nicht richtig öffnete, und sie trennte ab. Wenige Augenblicke später zog die RSL die Reserve und sie hing sicher am Schirm. Die RSL (Reserve Static Line) ist eine Verbindung zwischen den Tragegurten der Hauptkappe und Griffkabel des Reservegriffs. Sie sorgt dafür, dass in dem Moment wo die Hauptkappe abgetrennt wird und wegfliegt die Reserve automatisch geöffnet wird. Alle Schülersysteme bei Albatros sind damit ausgestattet.

Die Hauptkappe und der Freebag segelten davon und auch die Schülerin hat es nicht mehr bis zum Platz geschafft und hatte ihre erste Außenlandung. Nach inoffiziellen Skydiver-Regeln waren also mit diesem Sprung drei Kisten Bier fällig, nämlich eine für den ersten Sprung, eine weitere für die erste Außenlandung und noch eine für die erste Reserve - na prost!

Die Schülerin war relativ schnell wieder gefunden, fehlte noch die Hauptkappe und der Freebag, in dem die Reserve eingepackt ist. Anders als beim Hauptschirm ist der Pod der Reserve nicht mit der Kappe verbunden und fliegt bei der Öffnung mit weg. Am späten Nachmittag bin ich dann mit Steffi und Katja, der Schülerin, losgefahren um beides zu suchen. Der Pilot hatte uns vorher erklärt, wo die beiden Teile ungefähr gelandet sind.

Nachdem wir schon ein gutes Stück mit dem Auto in die Pampa gefahren waren, ging's auf vier Rädern nicht mehr weiter und wir setzten unseren Weg auf zwei Beinen fort. Irgendwann fanden wir uns auf einer Kuhwiese wieder, die nach unserer Meinung ganz in der Nähe von dem von Michael beschriebenen Punkt war. Wir sahen zwei Baumgruppen in der Nähe, hatten aber keine Ahnung wo genau wir jetzt suchen sollten. Nach einem Anruf am Manifest kreiste Michael mit dem Flugzeug nocheinmal um die Stelle und gab uns damit nochmal einen Hinweis.

Zwischendurch hatten wir es mit einer Herde blutrünstiger wiederkäuender Nutztiere zu tun bekommen, die in einem Affenzahn auf uns zu stürmte:


Die dramaturgisch überspritzte Form der Darstellung sei mir hier verziehen. Realistisch betrachtet waren die Viecher wohl einfach nur neugierig, schließlich bekommt man da ja sonst den ganzen Tag nix geboten. Da sind drei Fallschirmspringer und ein kreisendes Flugzeug schon ein echtes Highlight. Nachdem wir gedroht hatten den Schlachter zu rufen, haben sie uns dann auch in Ruhe gelassen.

Nach dem Hinweis von Michael und 15 weiteren Minuten, die wir uns durch ein angrenzendes Waldstück gekämpft hatten, haben wir dann auch tatsächlich zuerst das Freebag und schließlich auch die Kappe gefunden. Beides hing allerdings zu hoch oben im Baum, so dass wir es selbst nicht bergen konnten:


Und das Freebag:


Immerhin hatten wir beides gefunden und die Bergung wird dann heute wahlweise von Profis oder Verrückten, die auf so hohe Bäume klettern, durchgeführt.

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