2. November 2009

Versöhnliches Ende

Nachdem ich am Samstag bei extrem schönen Wetter den ganzen Tag im Büro saß, weil ich arbeiten musste, hatte ich schon ziemlich schlechte Laune. Vor allem deshalb weil der Wetterbericht für den Sonntag alles andere als große Hoffnungen machte, dass ich noch einmal springen kann. Als ich mich dann am Sonntag aus dem Bett gequält hatte und einen Blick nach draußen werfen konnte, war es nicht wirklich besser. Eine graue, trist diesige Welt begrüßte mich an diesem Morgen des letzten Sprungtages in Hartenholm in dieser Saison.

Gegen Mittag entschied ich mich dann doch nach Hartenholm zu fahren, weil ich mir noch einen Helm kaufen wollte. Im Gepäck die Gewissheit, dass ich bestimmt nicht springen kann. Ich konnte es kaum glauben, als ich dann auf der Landstraße Richtung Flugplatz Fallschirme am immernoch grauen Himmel entdecken konnte. Ich habe mich gefreut, wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal den Weihnachtsmann sieht. Am Flugplatz angekommen habe ich mich dann auch gleich in die nächste Maschine eingetragen - es war die zweite des Tages. Zwanzig Minuten später saß ich mit neuem Helm im Flugzeug.

Vom Boden aus betrachtet war das Wetter noch immer ziemlich schlecht und so flogen wir zwischen 1.500 und 1.800 Metern durch eine Wolkenschicht. Darüber war es dann komplett klar, ein irrer Anblick, der einem sofort klar macht: über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos. Der Sprung war toll. Ich flog auf die Wolkendecke zu, dann hindurch und konnte erst wenige Sekunden vor der Öffnung sehen, wo ich überhaupt war.

Als ich am Boden meinen Schirm wieder einpackte ging noch die dritte Load hoch, angekündigt als letzte Load der Saison, da das Wetter etwas schlechter wurde. Ich war nicht mehr schnell genug, dass ich da mit rein konnte und so trug ich in der Zwischenzeit den gerade gemachten Sprung in mein Sprungbuch ein, mit den Worten "Letzter Sprung der Saison in HaHo". Als alle wieder am Boden waren wurde das Wetter doch nicht so schnell schlechter wie vermutet und so kündigte uns Norbert tatsächlich noch eine vierte, allerletzte letzte Load der Saison an. Dort konnte ich mich dann auch eintragen.

Ich bin mit Stritz zusammen gesprungen, ein Sprunglehrer, der sich auch gerne mal als Pilot hinter das Steuer der Hartenholmer Absetzmaschine klemmt. Wir sind ungelinkt aus dem Flugzeug gesprungen, Stritz zuerst und ich hinterher. Ich sollte dann versuchen ihn anzufliegen, was mal wieder schwieriger war, als es sich anhört. Oft hatte ich das Problem das Level zu halten, doch bei ungefähr 2.100 Metern hatte ich es dann geschafft. Bis zur Wolkendecke blieben wir gelinkt voreinander liegen und sind dann durch die Wolken voneinander weggetrackt.

Das war sie nun, die Sprungsaison 2009 in Hartenholm. Insgesamt 44 mal habe ich mich dieses Jahr aus dem Flugzeug gestürzt und habe danach gut 35 Minuten im freien Fall verbracht, unzählige Stunden auf dem Flugplatz. Rückwirkend betrachtet eine der besten Entscheidungen meines Lebens mit diesem Sport anzufangen, denn er hat mich in seinen Bann gerissen.

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